Der erste Winter
Die erste Saison (Wintersaison) ist wie im Flug vergangen. Wir haben viele wunderbare Menschen kennengelernt, Höhen und Tiefen erlebt und vor allem festgestellt: Kein Tag auf der Hütte ist wie der andere, selbst wenn der Ablauf ähnlich erscheint. Es wird also definitiv nicht langweilig, und wir sind sehr dankbar, das Westfalenhaus bewirtschaften zu dürfen.
Der Start in die Wintersaison begann direkt damit, dass es „locker flockig“ 90 cm Neuschnee gab – und die ersten vier Tage ging erst einmal gar nichts mehr. Dass das dann leider der einzige richtige Schneefall des Winters war, war natürlich schade. Durch den heftigen Wintereinbruch hatte sich das Zugseil über das Tragseil der Materialseilbahn gelegt. Und da in den ersten Tagen Lawinenstufe 4 herrschte und ein Meter Schnee vor der Hütte lag, hieß es zunächst: abwarten. Da unsere nagelneue Schneefräse, die wir extra hochfliegen ließen, nicht ansprang mussten wir die Hütte von Hand freizuschaufeln. Als es wieder halbwegs sicher war hat sich Enrico mit den Ski auf den Weg ins Tal gemacht, um die Seile zu entwirren und ist dabei samt Skidoo im Schnee versunken.
Während der Wintersaison kamen dann hier und da noch weitere Herausforderungen auf uns zu: So ging während des Abendessens plötzlich der Feueralarm los, der Keller stand kurz unter Wasser, die Heizung fiel aus und das Blockheizkraftwerk sprang leider nicht an (zum Glück wurde unser Notstromaggregat provisorisch angeschlossen, sodass wir zumindest beim Thema Strom auf der sicheren Seite waren). Dann war auch noch der Bierkühler defekt – und als unser Getränkelieferant zur Unterstützung kommen wollte, fuhr er versehentlich auf die Loipe und musste von der Feuerwehr geborgen werden.
Als die Saison dann aber endlich richtig in Gang war, lief es gut und die Zeit verging wie im Flug. Wir haben uns schnell in die Technik, die Küche und allgemein in die Bewirtschaftung des Westfalenhauses eingefunden. Da wir unsere Lebensmittel regional beziehen, waren wir mindestens einmal pro Woche etwa 6 - 7 Stunden im Tal einkaufen. Das erfordert viel Einsatz und ist sehr zeitintensiv, wenn man bedenkt, dass man mit den Ski hinunterfährt, dann mit dem Skidoo und dem Pickup weiter – und den ganzen Weg wieder zurückmachen muss. Uns ist es besonders wichtig, zu wissen, woher unsere Produkte stammen – und den persönlichen Kontakt zu unseren Partnern zu pflegen. Viele der Bäuerinnen und Bauern sind in unserem Alter, sodass wir schnell ein vertrauensvolles Netzwerk aufbauen konnten. Dank dieser engen Zusammenarbeit konnten wir flexibel reagieren, wenn doch einmal etwas fehlte. So brachte unser Jäger oder auch der Pistenraupenfahrer hin und wieder Joghurt und Co. direkt vom Bauern zur Seilbahn mit.
Eine der größten Herausforderungen – oder besser gesagt: etwas, wovor wir den meisten Respekt hatten – war das Kochen für 50 Gäste. Doch wie so oft gilt: Learning by doing! Und so hatten wir recht schnell den Dreh raus, was und vor allem in welcher Menge wir für die Halbpension kochen mussten.
Natürlich gibt es auch hier lustige Geschichten – etwa, als uns an einem Wochenende kurz vor dem Abendessen das Gas ausging. Mit zwei Mikrowellen, ein paar Elektroplatten und einem Campingkocher haben wir trotzdem ein 3-Gänge-Menü gezaubert.
Im Nachhinein können wir über viele Dinge lachen, die uns in dieser ersten Saison passiert sind. Gleichzeitig sind wir sehr stolz, das alles gemeistert zu haben. Kommunikation und Teamarbeit waren dabei essenziell.
Da unsere regionale, saisonale Küche viel positive Rückmeldung erhielt, wollen wir das Konzept auch im Sommer fortführen. Wir planen, uns kulinarisch weiterzuentwickeln und Neues auszuprobieren – das macht uns beiden am meisten Freude. Wir freuen uns auf die Vielfalt des Sommers!
Zudem möchten wir unser Hochbeet wiederbeleben, Kräuter und Gemüse anbauen – vielleicht sogar ein paar Hühner halten. Praktisch für den Biomüll wäre das allemal. Ein weiteres Vorhaben: die Bergmesse wieder regelmäßig mit der Gemeinde oben stattfinden zu lassen. Auch ein Eröffnungswochenende mit dem Musikverein steht im Raum – wetterabhängig, versteht sich.
Zum Schluss ein herzliches Dankeschön an unser Team (von links: Milan & Manisha aus Nepal, Linda und Johannes), unsere Freunde, Familie, alle Unterstützer und das Team der DAV-Sektion Münster. Ohne euch hätten wir den Winter nicht so gut gemeistert – und wir freuen uns riesig auf die Sommersaison!